Weltenbrecher gewinnen internationalen Amateur-Theaterpreis
Schauspielgruppe der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg gefeierte Künstler beim Bodensee-Festival
Die Theatergruppe Weltenbrecher der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg jubelt. Bei den Theatertagen am See in Friedrichshafen gewann das Ensemble den Theaterpreis 2014. Das Festival am Bodensee gilt mit seinen 400 Teilnehmern als das größte Amateurfestival Europas.
Das Stück der Weltenbrecher „Wo der Pfeffer wächst“ gewann in der Sparte internationales Amateurtheater. Der Preis wurde gedrittelt und ging zu gleichen Teilen auch an Spielbrett Dresden und an Bartholomei´s Brixen aus Italien. Auszeichnungen werden jedes Jahr bei dem Festival am Bodensee in den Sparten Kinder-/Schultheater und internationales Amateurtheater vergeben. Eine Fachjury kürt die Sieger.
„Im deutschsprachigen Raum ist dieser internationale Preis ein sehr wichtiger“, freut sich Stefan Schliephake, der Leiter des Ensembles. Der Theaterpreis der Weltenbrecher sei auch ein Signal für viele andere Projekte, an denen Menschen mit Behinderung beteiligt sind, und die nicht im Fokus der Öffentlichkeit stehen.
Minutenlanger Applaus, stehende Ovationen und einen großen Andrang bei der Stückbesprechung machten in dem Festivalzusammenhang das Gewicht der Produktion klar. Der Preis sei ein bewegender Erfolg für die Weltenbrecher. „Weil die Behinderung der Schauspieler keine Rolle spielte, sondern einzig die Leistung auf der Bühne. Es gab keinen Behindertenbonus, denn es zählten nur die Kriterien des Theaterschauspiels, die schauspielerische Leistung und das Regiekonzept.“ Die sechs Frauen und fünf Männer mit Behinderung von der Lebenshilfe haben viel Lob bekommen. „Die Zuschauer waren begeistert, weil sie sich mit den Figuren unseres Stückes auf der Bühne identifizieren konnten, sie die Umsetzung schonungslos und ehrlich, aber gleichwohl ironisch und kurzweilig erlebt haben“, erzählt Schliephake.
Die Weltenbrecher gibt es seit 2006. In der Arbeitszeit haben die Beschäftigten zweieinhalb Stunden pro Woche die Möglichkeit, eigene Theaterstücke zu verwirklichen. Die Schauspieler arbeiten in der Montage, einer Verteilerküche, im Lager, in der Wäscherei, der Mechatronik und am Empfang der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg. Mit den Möglichkeiten aus Schauspieltraining und Theaterpädagogik findet eine intensive Auseinandersetzung statt.
„Die Schauspieler holen sich mit dem Theaterpreis die Würde zurück, die sie im Alltag oft verlieren. Sie haben erlebt, dass nicht über sie, sondern mit ihnen gelacht wurde.“ Denn auch hinter den Kulissen haben sie viel Anerkennung für ihre Leistung erfahren, und außerdem wurde ausgiebig mit vielen der anderen 400 Teilnehmer des Festivals zusammen gefeiert. „Zudem waren die Ensemble-Mitglieder gefragte Gesprächspartner“, berichtet Stefan Schliephake.
Er freut sich für die Theatergruppe. „Denn ich weiß, wie hart jeder in den vergangenen Jahren für den Erfolg gearbeitet hat.“ Der Amateur-Theaterpreis ist nicht nur Lohn der Mühe, er verpflichtet auch, weiterzumachen. „Das Publikum möchte die Weltenbrecher spielen sehen. Wir machen weiter Theater und sobald wir Zeit haben, wird es eine neue Eigenproduktion geben“, verspricht Stefan Schliephake. Zumal er glaubt, dass die Weltenbrecher einen Nerv getroffen haben, weil sie mit der Auseinandersetzung auf der Bühne gewachsene Haltungen in Frage stellen und erfrischende Akzente für die Inklusions-Debatte beisteuern.
Für Rückfragen können Sie sich gerne an Ernst-Albrecht von Moreau, Tel. (04131) 3018-21, wenden.
Lüneburg, den 28.04.2014