Verdienstkreuz am Band für Ellen Kühn
Die Niedersächsische Staatskanzlei hat durch Herrn Ministerpräsident Weil Frau Ellen Kühn aus Hollenstedt am 23.08.2021 das Verdienstkreuz am Bande verliehen. Frau Kühn wurde für ihr herausragendes ehrenamtliches Engagement für Menschen mit Behinderung geehrt.Aufgewachsen mit einer Schwester mit geistiger Behinderung, gehört seit Kindertagen die verantwortungsvolle Begleitung und Betreuung von Menschen mit Behinderung zu ihrem Leben. 1981 wurde ihre schwerstmehrfach behinderte Tochter geboren. Als sich abzeichnete, dass ein ebenfalls schwerbehinderter Mitschüler ihrer Tochter in eine Pflegefamilie umziehen sollte, hat Frau Kühn das Kind als Pflegesohn bei sich in der Familie aufgenommen. Diesen Pflegesohn hat sie bis zu seinem und dem Auszug ihrer Tochter im Jahr 2002 begleitet. Ein eigenes Kind mit schwerstmehrfach Behinderung zu begleiten ist schon eine große Leistung. Sich dann auch noch für die Aufnahme eines weiteren schwerbehinderten Kindes zu entscheiden und beide Kinder bis ins Erwachsenenalter zu begleiten, zeugt von einem selbstlosen Einsatz zum Wohle anderer.
Von 1988 bis 2003 war Frau Kühn Mitglied im Trägerverein „Interessengemeinschaft Kindergarten Buchholz e. V. (Buki), wurde dort in den Vorstand gewählt und übernahm die Funktion der Kassenwartin. Während dieser Tätigkeit begleitete sie die Entwicklung vom Regelkindergarten zum Integrationskindergarten im Rahmen des Projekts des Landes Niedersachsen „Projekt zur Erprobung der gemeinsamen Erziehung behinderter und nichtbehinderter Kinder im Kindergarten“.
Von 1999 bis heute gehört Frau Kühn dem Vorstand des Vereins Lebenshilfe Landkreis Harburg e. V. an. Frau Kühn ist die erste Vorsitzende des Vereins und vertritt den Verein als Gesellschafter der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg gemeinnützige GmbH. Sie setzt sich für den Zusammenhalt der Gesellschafter des eigenen und des Lebenshilfe Lüneburg e. V. ein, damit alle an einem Strang ziehen. Der momentane Schwerpunkt der Arbeit ist die zukunftsfähige Aufstellung der Vereine und deren Fusion. Als Gesellschafter des Vereins ist sie ebenfalls Mitglied des Verwaltungsrates der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg gemeinnützige GmbH.
Da sowohl ihr eigenes als auch ihr Pflegekind in der anthroposophischen Einrichtung Eichenhof e. V. in Quickborn leben, trat Frau Kühn 1999 dem Verein bei und begleitete so die Entwicklung und den Ausbau der Einrichtung. Im Rahmen der Elternarbeitstage fungiert sie als „Hofköchin“. Die Elternarbeitstage dienen – durch Übernahme von Garten- und Instandhaltungsarbeiten durch Eltern – der finanziellen Entlastung der Einrichtung. Die so eingesparten Mittel kommen unmittelbar der Arbeit mit den dort lebenden Menschen zugute. Außerdem fördern die Arbeitstage die Begegnungen und den Austausch der Eltern und Angehörigen untereinander. Das gemeinsame Mittagessen nimmt dabei eine zentrale Rolle ein, denn es motiviert viele Angehörige, sich an der Elternarbeit zu beteiligen und fördert die Gemeinschaft. Frau Kühn ist bis heute Mitglied des Vereins und engagierte sich in diesem ehrenamtlich. Sie vertrat die Einrichtung über Jahre in der Bundesvereinigung Selbsthilfe im anthroposophischen Sozialwesen e. V.
Im Jahr 2009 gründete Frau Kühn zusammen mit dem Lebenshilfe Lüneburg e. V. die Stiftung „Die Stifter für Menschen mit Handicap in der Region“. Die Stiftung beruft sich auf das Grundsatzprogramm der Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V. Sie möchte Menschen mit Handicap in den Landkreisen Lüneburg und Harburg unterstützen, insbesondere da, wo die Sozialgesetzbücher nicht greifen und gesetzliche Standards wichtige Bedarfe von Menschen mit Behinderung nicht abdecken. Frau Kühn gehört dem Stiftungsrat seit der Gründung bis heute an.
Frau Kühn ist es eine Herzensangelegenheit, sich in besonderer Weise sowohl politisch als auch gesellschaftlich für die Belange von Menschen mit schwerstmehrfach Behinderung einzusetzen. Dieser Personenkreis, der besondere Begleitung und Unterstützung benötigt, steht bei der Weiterentwicklung der Behindertenhilfe oft nicht im Fokus. Deshalb ist es umso wichtiger, dass es engagierte Eltern wie Frau Kühn gibt, die sich der Belange annehmen.
Matthias Farr
Geschäftsführer
Lüneburg, den 26.08.2021